Sonntag, 15. April 2012

One of the Good Guys

Weil ich es nun einmal einfach nicht lassen konnte, das zu schreiben.

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What if Kokuto actually had been one of the good guys?


Eins

Flammen rasen durch die giftige Höllenluft, es ist nur eine Sache von Sekunden, und Ichigo wurde aufgehalten, der wird seine Schwester nicht mehr rechtzeitig erreichen können und ist zum Zusehen verbannt. Doch Kokuto hat eine Chance. Er überlegt nicht einmal, bevor er sie nutzt, weiß, was kommen wird, und weiß, dass es eigentlich egal ist.

Zwei Tentakel durchbohrten ihn, die nächsten konnte er abwehren, doch einer durchbrach die Verteidigung und bohrte ein ebenso schmerzhaftes, reißendes Loch in ihn. Seine Verteidigung brach zusammen, und sein Oberkörper wurde zu einem einzigen Schweizer Käse, ein Tentakel verursachte neue Schmerzen, grell und reißend und grob, und fachte den Schmerz der anderen Wunden an. Zu schnell, als dass er hätte mitzählen können, schnell genug, um einen Plan zu fassen.

Mit der Kette, die ihn an seine Klinge und diese Klinge an ihn fesselt, reißt er einen der Feinde

(einst Verbündete, auch wenn er niemals gelogen hat, als er sagte, dass er sie hasst)

mit sich ins Feuer, und was einst der Triumph des anderen Feindes war

(Tentakel um Tentakel um Tentakel, und in seinen zerfetzten Eingeweiden hätte sich Übelkeit breitgemacht, wären sie eben nicht zerfetzt gewesen)

wird diesem Feind zum Verhängnis. Zwei Feinde reißt er mit sich. Um die anderen beiden wird Ichigo sich kümmern. Das weiß er. Denn dem geht es um seine Schwester.


Klar, in der Hölle stirbt man nicht endgültig. Aber trotzdem stirbt man, bevor man wiederkehrt. Trotzdem spürt er die Schmerzen, nicht nur von den Tentakeln, sondern ganz besonders von der kochenden Lava, die erst in die Wunden eindringt und sich dann wie von innen nach außen zu brennen scheint. Gott, wie er schreit, dann Lava schluckt und von innen verbrennt.

In der Hölle stirbt man nicht endgültig, und das ist Hölle. Denn die Erinnerungen an das Sterben bleiben jedes Mal.


Zwei

„Ichigo, nachdem du deine Schwester gerettet hast – kannst du mir dann einen Gefallen tun?“


Zweifelnder Blick, und der Hass steigt hinter der ruhigen Fassade Kokutos auf. Einer, der nur seine Schwester retten und dann gehen will. Einem wie ihm einen Gefallen tun – nein. Das nicht. Er weiß, dass Ichigo es vielleicht nicht zugeben wird, aber am Ende wird er, nachdem er seine Schwester hat, ihn doch im Stich lassen.

Es ist richtig, ihn zu benutzen, denkt der Sünder sich da in seinem wütenden Herzen. Anders wird es nicht funktionieren. Es ist der einzige Weg.

„In Ordnung. Wenn ich es kann, werde ich dich befreien.“, ist die Antwort, und ein klein wenig ist Kokuto überrascht von ihr. Denn Ichigo hat nicht versprochen, was er vielleicht niemals halten können wird. Er hat sich nicht weggedreht und auf eine sofortige Weiterreise bestanden. Er hat keine Bedingungen gestellt.

Er hat gesagt, wenn er kann, wird er ihn retten, und ihm dabei ins Gesicht geblickt.


Und eine kleine Ecke seines Herzens versucht, Kokuto einzureden, dass Ichigo es ehrlich gemeint hat.

Betrügen ist der einzige Weg! schreit er in seinem Kopf. Der einzige! Der einzige Weg hier heraus!
Aber ist er das wirklich?

Zu Lava werdet ihr, aus Lava werdet ihr kommen, zu Lava werdet ihr …

Kokuto kroch aus dem Schmelztiegel und war nicht mehr als vage menschenförmiges, glühendes Lavaplasma, im Innern bestehend aus Schmerzen, Hölle und einem vagen Bewusstsein. Bewusst genug, dass er merkte, dass auch Shuren schon wieder lebte, noch nicht mehr als er, doch schneller, schneller, als möglich sein dürfte. Schneller als er.

Plan, schrie das Höllenplasma, dass quälend langsam wieder die Form seines Körpers annahm. Keine Angst. Alles nach Plan. Sie alle müssen sterben. Ichigo muss leiden!

Doch die Freude, die sich vorher bei diesem Gedanken einstellte, blieb fern.

Shuren ging zu Ichigo, und Kokutos Schwert steckte in dessen Brust. Ein ach so leichtes Ziel; es war alles abgesprochen, bis zur letzten Sekunde, nur das hier, das war ungeplant. Dass Kokuto noch vor Schmerzen Plasma spuckend und schreiend auf dem Ascheboden verbrannter Sünder lag, während Shuren den Rest übernimmt; nein, das war alles nicht geplant. Er, Kokuto, er hätte dorthin gehen müssen. Ichigo mit seinem Verrat konfrontieren.

In seinen Händen hielt Shuren seine eigenen tödlichen Waffen, und er richtete sie auf Yuzu. Sie musste sterben, Ichigo musste provoziert werden, bis er stark genug werden konnte …

„Wenn ich es kann, werde ich dich befreien.“

Du wirst töten, foltern, benutzen, quälen, verraten. Hast bereits verraten. Mehr Sünden. Noch viel, viel mehr Sünden. Und wird Ichigo dich dann noch retten können?


Kokutos Körper war noch nicht einmal vollständig regeniert, als er bereits aufsprang und mit dieser unmenschlichen Geschwindigkeit nur einen Sekundenbruchteil bis zu Shuren

(und Ichigo, auf dem Aschensünderboden liegend mit seinem, mit Kokutos Schwert in der Brust)

benötigte. Die Flammen waren noch nicht abgeschossen worden, und ohne sein Schwert blieb dem einäugigen Sünder nur, sich vor Shuren zu werfen und es mit Nahkampf zu versuchen. Zu mehr als einem Tritt ist er kaum in der Lage, da trifft der erste Feuerball ihn bereits ungeschützt. Er zog Ichigo das Schwert aus der Brust und fühlte kaum mehr als ein kurzes Sorry, geht aber nicht anders. Die Hölle stumpfte einen ab, und er brauchte die Klinge. Er traf den etwas aus dem abgesprochenen Konzept gebrachten Shuren, und das verschaffte ihm die kurzen Sekunden, die er brauchte.

„Ichigo.“, keuchte er knapp, außer Atem von Schmerzen, die nicht verschwanden, „Ichigo, du bist einer der ehrlichsten Menschen, die mir seit langer Zeit begegnet sind. Schau mir in die Augen und sag, dass du mich nicht in der Hölle verbrennen lassen wirst!“

Er suchte diesen Blick, Gott, wie er ihn suchte. Das Versprechen, gerettet zu werden. Das ehrliche Versprechen, dass er nicht bis in alle Ewigkeit hier wird bleiben müssen. Selbst wenn es zehn Jahre, hundert Jahre, fünfhundert Jahre sein werden. Solange er nur nicht ewig würde bleiben müssen!

„Okay.“. Blut tropfte zu Boden, aber trotzdem blickte er ihm in die Augen, der Ichigo, der Ehrliche. „Wir werden einen Weg finden und zurückkommen. Versprochen.“

Den leicht verwirrten Blick ignorierte Kokuto. Er hatte gehört, was er wissen wollte.

„Wenn nicht, dann wirst du am eigenen Leib erfahren, wie die tiefsten Höllenebenen aussehen.“, wisperte Kokuto und meinte es ernst. „Ein Leben mag dir lang erscheinen, doch die Hölle ist ewig.“

Er richtete sich wieder auf. Trotzdem den Rücken leicht gekrümmt, ehe er ihn mit einer Folge Knackgeräusche durchbog. Krankhaft helle Haut, weiße Haare, schwarzes Tuch, das hässliche Sündernarben verbarg.

„Sorry, Shuren.“, rief er. „Planänderung.“

Es dauerte nicht lange, ehe Shuren wieder in der Lava verkohlte.


Drei

Die Höllentore schlossen sich.

Ihr kommt besser zurück!

Zurück blieb Kokuto, das Schwert in einer Hand, die sich so fest zusammenkrampfte, dass der ganze Arm zitterte.

Und, bei allem, was euch noch heilig ist – lasst euch nicht zuviel Zeit. Lasst euch bloß nicht zuviel Zeit … sonst könnt ihr hier nur noch Asche einsammeln.

Kokuto dachte an die Schichten, die noch lauerten in der Hölle, Feuer, Schmerzen, Seelenqual, und daran, was auch hätte passieren können, wäre der Plan so durchgeführt worden. Wenn er sich verschätzt hätte in diesem Plan.

Übelkeit stieg in ihm auf so stark, dass er sich auf die Asche unter ihm, weit und breit nur Asche, übergeben musste, und bittere Galle spuckte, und die ganze Zeit nur dieses Mantra in seinem Kopf wiederholte.

Sie werden zurückkommen. Sie werden zurückkommen. Sie werden zurückkommen. Sie werden zurückkommen. Sie werden es …


Vier


Was Kokuto nicht wusste: Es würde noch lange, lange Zeit dauern, bis Ichigo und seine Freunde wieder in die Hölle zurückkehren würden.

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