Mittwoch, 7. November 2012

NaNo - Schreibfront

Leider kann der verrückte Hutmacher den NaNo-Namen nicht ändern und ist deshalb auf der NaNo-Seite immer noch als Nebelmond unterwegs, aber dafür kann er immerhin den Sieg vom vorletzten Jahr und die Teilnahme im letzten Jahr belegen. Und es gibt Schlimmeres.

Zum Beispiel die Sache mit sterbenden Charakteren und Happy Ends.

Letzten Endes schreiben wir doch nur die Geschichten auf, die sie uns erzählen. Manchmal fällt uns auf, dass wir da Bockmist geschrieben haben, dass wir nicht richtig hingehört haben, und müssen uns etwas konzentrieren, um unseren Protagonisten, Antagonisten und all den Leuten dort zuhören zu können. Manchmal aber auch wird die Erzählung so intensiv, dass es uns bei tragischen Szenen fast selbst zerreißt. Und dadurch entstehen doch auch erst die guten Szenen.

Aber warum kann denn so etwas kein Friede-Fröhlich-Eierkuchen-Happy-End werden?

Im Moment sterben bei mir relativ viele Personen in der NaNo-Geschichte. In "Discordia", zweiter Teil von "Remember" und Nachfolger von "Still Counting". Darüber hab ich mich neulich bei einer Studienkollegin ausgejammert, und ihre schlichte Frage war: "Warum sterben die denn alle?"

Tja, warum eigentlich? Ich bin doch eigentlich der Autor, der sich die Geschichte nur ausdenkt. Mich hindert doch eigentlich nichts daran, jemanden nicht sterben zu lassen und ein Happy-Friede-Freude-Eierkuchen-Ende zu schreiben. Absolut nichts. Oder?

Ja eben, oder. Denn so schreibt man nicht. Man schreibt, was einem richtig vorkommt, man schreibt, wonach die Geschichte sich anfühlt. Und es sterben so viele Nebenpersonen im Moment, weil ich im Gefühl habe, dass die sterben müssen, dass das in dieser Geschichte nun einmal so geschieht, dass die Geschichte sonst irgendwie nicht richtig erzählt wird. An dieser Stelle sei jetzt ein dickes, fettes SPOILER gesetzt für alle, die die Geschichte noch irgendwann lesen möchten, geltend für den nachfolgenden Text.




Und noch schlimmer ist es, wenn das Hauptcharaktere betrifft - in diesem Falle den guten, alten Thorom Logrid.

Seine Rolle in der Geschichte war schon von dem Moment an klar, in dem ich ihn kennen gelernt habe, in dem er sich einfach vorgestellt hat, und ihn gab es schon immer, nur Serafin ist schon länger dabei. Thorom Logrid, der aus einer Zukunft kommt, in der Aica verloren und Chaos die Welt übernommen hat. Und weil das mit Zeitreisen und Paradoxen ja nicht so einfach ist, weil er aus einer Zeit kommt, die er praktisch ziemlich bald, schon mit der allerersten Einmischung, ungeschehen macht, ist er wie ein Puzzleteil, das übrig ist und nicht zum Puzzle gehört, aber bis der Puzzler das merkt, hat er noch Zeit. Zeit, die abläuft, und dann wird er sterben. In dem Falle äußert sich das in ... nun, es sieht ein wenig aus wie Blutvergiftung. Am Hals beginnend färbt sich etwas schwarz wie drei Adern, die dicht unter der Haut verlaufen. Je mehr Zeit vergeht, desto weiter wird diese Färbung, wie ein Gift, voranschreiten, und wenn sie sein Herz erreicht, wenn sie in sein Herz vordringt, dann wird dieses Gift wirken, wird sein Herz zum Stoppen bringen. Es ist ihm von Vornherein klar, dass das so sein wird, und er erklärt das auch den anderen zusammen mit der Geschichte vom Zukunftsreisenden.

Er erklärt das auch Aica.

Aber Aica vergisst. Die Geschichte heißt nicht umsonst Remember. Weil Aica, in ihrem Bemühen, sich selbst bei Verstand zu halten, fast alles verdrängt, was mit Tod und Versagen zu tun hat, und nur langsam und mühselig zum Erinnern bereit ist. Serafin merkt das.

Und dann verliebt Aica sich auch noch in Thorom Logrid. Aica, die doch schon einmal einen Geliebten verloren hat durch eigene Schuld, und das auch fast gänzlich verdrängt hat, auch wenn er dicht unter der Oberfläche lauert. Verliebt sich in jemanden, der kaum mehr ein Jahr hat. Verliebt sich so sehr, klammert sich an ihn, glaubt an ihn, weil er an ihren Erfolg glaubt, weil das ja alles ist, was Thorom Logrid noch geblieben ist, nachdem es seine Zeit nicht mehr gibt.

Nicht nur, dass er sterben wird, ohne sich von ihr verabschiedet zu haben.

Nicht nur, dass alles, was die beiden jemals bekommen haben werden, eine knappe Minute Küssen in der dunklen Gasse sind.

Warum fühlt sich so etwas dann auch noch richtig an? Warum schreibt man so etwas? Warum lässt man, auch wenn es nur Figuren aus einer noch nicht einmal veröffentlichten oder fertigen Geschichte sind, andere so leiden? Warum kann das kein Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-End werden? Ich weiß es nicht.

Aber seit dem Zeitpunkt, an dem Thorom Logrid in ersten Grundzügen entstand, steht fest, dass es für ihn kein Happy End geben wird. Als Trost lediglich, dass er es geschafft haben wird, dass Aica diesmal Erfolg haben wird und Chaos nicht die Welt erobert.

Ach, manchmal verspüre ich schon fast das Bedürfnis, einen langen Entschuldigungsbrief an gewisse fiktionale Charaktere zu schreiben.