Freitag, 30. Oktober 2009

´Black Lapislazuli`

Meine Geschichte - mein Roman. Mein Baby.

Ich schreibe daran, seit ich schreiben kann - besser gesagt, die Handlung lag schon in mir, als ich noch mit Barbiepuppen gespielt habe. Serafins Name war einfach da, ohne ihn irgendwo hergeholt zu haben.

Mittlerweile schreibe ich seit vielen Jahren daran. Ich kann noch nicht einmal einen richtigen Anfang benennen, weil es den eigentlich nicht gab. Aber ich glaube, der erste schriftliche Versuch bestand aus meinen handschriftlich geschriebenen Blättern mit handgemalten Titelbildern, insgesamt drei Mappen, mit Aktendulli zusammengeheftet. Damals hieß Aica noch Josefine und war ein Mädchen, dass aus einer anderen Welt dorthin versetzt wird, um ihr vorbestimmtes Schicksal zu erfüllen. Damals war Aica noch mit Serafins Zwillingsbruder Cerch zusammen - Cerch hatte Flügel.

Mittlerweile gibt es Cerch kaum mehr. Serafin hat einen Zwillingsbruder namens Kvothe, der keine Flügel hat und bereits gestorben ist - aber mit Aica zusammen war.

Serafin hat sich ziemlich weiterentwickelt. Früher war er einfach der perfekte Gary Stue - mag sein, dass er es immer noch ist. Aber es ist mir egal. Denn Serafin ist besser geworden, tiefgründiger, nachvollziehbarer, und er ist der Charakter, der mir am allermeisten am Herzen liegt. Keine Geschichte, in der Serafin nicht in irgendeiner Form vorkommt, unter anderem Namen, anderem Aussehen und anderer Geschichte - aber trotzdem noch irgendwo Serafins typische Züge. In Serafin verpflanze ich meine Sehnsüchte.

Nach den handschriftlichen Version kam eine erneute handschriftliche - diesmal in drei Heftern, alle unvollendet und unkoordiniert. Serafin hatte sich wenig verändert, ebenso Cerch, und Kira gab es in der gleichen Form. Neu war Tirn - ein Vampir, den die Gefährten zufällig treffen und der sich als hilfreicher Führer entpuppt.

Das war auch der Zeitpunkt von Aileens Geburt - Aileen, die damals noch Isilme hieß. Die Grundzüge sind dieselben, aber verändert hat sich trotzdem viel.

Jetzt, wo ich darüber nachdenke, sind es überhaupt alle Charaktere, die schon in gewisser Form in meinen alten Versuchen auftauchten.

Und die Geschichte entwickelt sich immer weiter - aber ich denke, ich bin bei der Welt angekommen, die ich gut finde und die ich beenden werde. Zwischendrin gab es eine andere Version auf dem Computer (Laptop - er heißt Chichiri), 46 Seiten lang. Mittlerweile entwickel ich ein Konzept. Es wird länger, es wird tiefgründiger, die Charakter verändern sich mit allem, was sich an mir verändert, mit jedem Buch, das ich lese. Es ist schwierig, sie zu schreiben, diese Geschichte.

Aber ich werde es schaffen. Ich will, dass sie gelesen wird, weil ich der festen Überzeugung bin, dass sie sehr gut ist. Das mag eingebildet klingen - aber diese Geschichte ist das einzige, woran ich wirklich mit Feuereifer arbeiten kann und will. Sie ist es, die der größte Teil von mir ausmacht, sie ist es, die mein Denken beeinflusst und die in meinen Gedanken ständig anwesend ist. Serafin verkörpert meine Sehnsüchte und Träume, Aica meine Ängste, Aileen meine schlechten Seiten, Kira alle Seiten, die ich auch besitzen will, Nemo (der früher Tirn hieß) besitzt einen Teil von mir, wie ich einmal sein möchte, Jari die selbstlose und tröstende Seite, die ich versuche, mir anzueignen, und die ich mag, und in Rune steckt meine kalte Seite. Die Seite, der so viele Dinge gleichgültig sind.

Und die Auffassung der Welt ist ein Gedanke, vor dem ich Angst habe. Existenzen, direkt vor unseren Augen, aber nicht für uns erkennbar. Das Schicksal, dass nicht in unseren Händen liegt.

Wer weiß, wohin das noch führt? Der größte Teil liegt noch vor mir.

Aktueller Status: 101 Seiten, 53 038 Wörter

Dienstag, 13. Oktober 2009

Studienraum

Sie sitzt im Pausenraum, wo sie immer sitzt. Nicht, wo alle rumhängen, nicht auf dem Hof, sonder hier – von ihnen allen nur Studienraum genannt.

In jeder Pause sind sie hier. Die Jungs – drei von ihnen aus ihrer Klasse, die anderen aus den Parallelklassen, zwei von ihnen eine Stufe tiefer – und sie.
Kumpel. Sie haben zusammen gegrillt, sie machen zusammen die Hausaufgaben, sie unterhalten sich über Gott und die Welt. Nicht alle, aber einige von ihnen, schreiben zusammen eine Geschichte. Nichts wirklich Gutes, es ist zu unkoordiniert, zu unübersichtlich – aber sie schreiben zusammen.

Jeden von ihnen mag sie gern. Einen von ihnen kennt sie schon seit der Grundschule. Fabian ist ein Selbstdarsteller, er ist egoistisch und scheint noch mitten in der Pubertät zu sein.

Er rülpst laut, niemand reagiert, nur sie wirft ihm einen angeekelten Blick zu. Er grinst – er ist stolz darauf.

In jedem Fach, das sie zusammen haben, sitzen sie nebeneinander. Wenn es nach ihr ginge, hätte sie sich auch lieber einen anderen Sitznachbarn gesucht, ab und an mal neben Beate oder Freddie. Aber als die Sitzordnung am Schuljahresanfang festgelegt wurde, wollte er neben ihr sitzen. Weil er sonst allein sitzen würde.

Die Jungs unterhalten sich, und dank Fabians Kommentaren gleitet die Unterhaltung in perverse Gebiete ab. Sie hört, wie er Kommentare in ihre Richtung wirft – aber ihr fällt keine passende Erwiderung ein, wie immer. Also sieht sie nur kurz in seine Richtung und streckt ihm die Zunge raus. Ihn zu ignorieren hätte nur zur Folge, dass er sie immer mehr auf sich aufmerksam machen will.

Er macht keinen Hehl daraus, was er von ihr hält – von ihrem Äußeren.

Montag, erste Stunde – Schwedisch. Sie ist immer als Erste da. Er kommt irgendwann später, wenn die meisten eintrudeln. So, wie er immer ist, immer mit den anderen. Niemals allein. Er braucht Bestätigung. Für Selbstständigkeit ist er noch nicht gemacht. Auch, wenn er es immer hinausschreit, es ist ihm nicht egal, was die anderen denken.
„Du siehst komisch heute aus. Vor allem deine Haare.“
Sie zuckt nur mit den Schultern.
Was soll sie darauf antworten?

Vom restlichen Studienraum ist niemand wie er. Sie alle behandeln sie mit Freundlichkeit, wie einen Kumpel, und sie ist dankbar dafür. Sie hält sich gerne hier auf, noch mehr, wenn sie sich in Ruhe mit den anderen unterhalten kann. Sobald er sieht, dass sie sich mit einem von ihnen unterhält, kommt er hinzu, und das Gespräch verläuft im Sande.

Manchmal weiß sie nicht, ob sie lachen oder weinen soll.