Montag, 31. August 2015

Weiche Feder, Sonne in den Augen



Glück ist, an ihn zu denken. Egal, ob ich in ihn verliebt bin oder nicht, es ist Glück, wenn ich an diesen Moment denke auf dem Friedhof bei Sonnenaufgang, an diese Gruppe völlig übernächtigter, leicht angetrunkener Menschen und er ist einer von ihnen. Ein gackerndes, weiches Huhn in den Händen ist Glück, und sein schiefes Lächeln so nah an mir dran, als wir vor dem Tassenschrank stehen, dieser stille Moment, wo wir uns einfach anlächelten, so dicht aneinander dran. Das sind Momente, die ewig in meinem Herzen wohnen, ein Lächeln und Augen, an die ich mich noch erinnern werde, wenn ich jeden anderen Sonnenstrahl vergessen habe.

Wo die Sonne glüht



Irgendwie musste ich erst nach Skrattåsen, diesen kleinen Bauernhof mitten in Norwegen, fahren, um zu begreifen, was manche Dinge bedeuten. Was für ein Glück es bedeutet, eine riesige Brombeerhecke im Garten zu haben! Man muss nur hinausgehen, in einer alten Jeans und den hohen Gummistiefeln und einem Eimer um die Hüfte gebunden, und kann pflücken und pflücken, bis die Schüssel voll ist. Immer und immer wieder, und man streckt und beugt sich, bleibt an Brombeerranken hängen, kratzt sich die Arme auf, und in den Haaren stecken abgebrochene Zweige und Stacheln. Sonnenwarme, süße Brombeeren, so saftig, dass sie schon von alleine abfallen, wenn man nicht Acht gibt. Was für ein Glück das ist, all diese Brombeeren so direkt vor der Tür zu haben, wenn man sich nur richtig nach ihnen streckt und sorgsam ist beim Pflücken. Was für ein Glück, so viel Marmelade, Saft und Gelee kochen zu können, um an kalten, dunklen Wintertagen ein Glas Sommer öffnen zu können. Es ist Glück, Tomaten direkt vom Strauch pflücken zu können, noch warm von der Sonne und ebenso süß, die köstlichsten Tomaten der Welt. Und was für ein Schatz jede Himbeere ist! Jede einzelne von ihnen so groß wie eine kleine Erdbeere und so wenige von ihnen, dass jede von ihnen die Mühe wert ist, die das Pflücken bedeutet. Und in jeder einzelnen glüht die Sonne nach.

Das alles ist Sommer, das ist Glück. Der alte Apfelbaum neben dem Grundstück ist Glück, denn er bedeutet mehr Apfelmus, als man auf einmal essen könnte, er bedeutet selbstgemachtes, würziges Apfelmus auch im tiefsten Winter, genau wie der alte Pflaumenbaum, dessen Pflaumen zum Essen alleine zu sauer und zu fest sind, aber das beste Pflaumenmus der Welt ergeben. Und jedes einzelne Glas mit Marmelade, mit Gelee oder Mus, jeder Tropfen Saft, achtsam in irgendwann einmal aufgehobene Flaschen abgefüllt, bedeutet Sommer, wenn die Nächte lang und die Kleidung nass und klamm von Schnee und Regen ist.