Mittwoch, 24. Juni 2009

Sterben.

Ist der Boden kalt unter ihm?
Bestimmt.
Die mächtigen Säulen der Kathedrale…
Die runden Fenster, bunt und kunstvoll, durch sie fallen die Lichtstrahlen wie wahrhafte Engel.
Wird auch er so ein Lichtstrahl werden?
Und während er dort liegt, auf dem Boden, dem steinernen, unter den alten, weisen Steinen, vor ihm der Altar, seine Hand ausgestreckt, als ob er nach etwas greifen will…
Sein Leben zieht an ihm vorbei, während er dort liegt.
Draußen hört er Stimmen. Musik. Trommeln. Die Geräusche all der Menschen, die dort an der Osterprozession teilnehmen.
Aber hier ist es still. Stille.
Er stellt sich vor, wie er aufsteht. Nach draußen geht. Vielleicht erschöpft vom Kampf mit dem anderen Magier. Sie würde ihn bestimmt anlächeln, wie sie es immer tut, sich dann schuldbewusst wieder ihrer Schutzbefohlenen und der Menge um sich herum zuwendend, immer nach Gefahren Ausschau haltend. Er würde sich neben sie stellen, sie kurz beruhigend an der Schulter berührend. „Meine Zeit ist noch nicht gekommen. So schnell sterbe ich nicht.“
Irgendetwas in der Art würde er bestimmt sagen.
Ob der Boden kalt ist?
Sein Blut, das ist warm. Eigentlich seltsam, dass ihm dann so kalt ist. Die Sonne scheint außerdem. Es ist schon sehr warm für diese Jahreszeit.
Er will aufstehen. Aber nur mit Mühe kann er die Finger seiner rechten Hand bewegen, mehr nicht.
Draußen halten die Trommeln für wenige Momente inne.
Diese wenigen Momente hält er fest. Denn er weiß, wenn sie wieder einsetzen, wird der erste Schlag der Trommeln das Letzte sein, das er hört.
Zwölf Gongschläge, die diese Stille füllen.
War da ein Schatten?
Nein. Seine Sinne, die ihn im Stich lassen.
Aber bis zuletzt will er die Lichtstrahle sehen.
Mit jedem Blinzeln glaubt er fast, die Augen nicht mehr öffnen zu können.
Vor ihm steckt das Schwert im Boden, mit blutiger Klinge, aber weit außerhalb seiner Reichweite.
Das Atmen wird fast unmöglich.
Seine Wunde schmerzt so unerträglich – es fühlt sich an, als ob er brennt.
Noch sechs Gongschläge.
Draußen feien die Menschen eine Auferstehung.
Wird sie es schaffen? So viel hängt nun von ihr ab…. Aber er hat ihr alles Notwendige gegeben.
So still…. Er hat sich oft gewünscht, solch ruhige Orte zu finden.
Noch drei Gongschläge.
Erst jetzt holt er den Gedanken hervor, den er all die Zeit weit hinten im Kopf versteckt hat.
All die Jahre… ich habe gewartet, bis ich sie getroffen habe, all die Zeit… und nun… ist es vorbei, ehe es angefangen hat…
Wenn es einen Gott gab, dann hatte dieser sich längst von der Erde abgewandt.
Vom Schicksal verraten…
Sein letzter Atemzug.
… …

And it feels like…

Die Trommeln beginnen erneut mit ihrem Tanz.

… something has broken…