Dienstag, 20. September 2011

Wahnsinn

Den Wahnsinn schreiben.

Wie macht man das eigentlich?

Ich finde den Wahnsinn faszinierend. Ich finde es interessant, über Charaktere zu schreiben, die einfach ihr eigenes Ding machen, die aus der Reihe tanzen be zet we sich angestrengt bemühen, in der Reihe zu bleiben, und denen dabei der geistige Waggon völlig entgleist. Ich schreibe gerne über völlig zerkrachte Existenzen, vergleiche ihre Seelen mit einem "bookstore on a quiet street in a dirty city, crammed with books and papers on every shelf, dusty and disorganized, some upside-down, some falling apart."

Aber trotzdem bin ich niemals zufrieden damit, wie ich sie schreibe.

Im Moment zum Beispiel schreibe ich an "Unforgiving Blade", einer Steampunk-Geschichte. Sie spielt im gleichen Universum wie "Remember" - doch seit der Handlung von "Remember" sind grob geschätzt 3500 Jahre vergangen. Und Serafin gibt es immer noch. Er ist der Letzte einer Rasse, an die selbst er sich kaum noch erinnern kann, er vergisst und verwahrlost, er kämpft grinsend und gleichzeitig weinend. Freckles und Sam, die beiden Mechanikerinnen, die ihn treffen, müssen ihn bei jedem zweiten Satz daran erinnern, wer sie sind, was sie von ihm wollen. Er verheddert sich in seinen eigenen Sätzen, er kratzt sich die Unterarme blutig und die linke Wange, er sagt, was er gerade denkt, schweift dann ab in zusammenhanglose Gedanken und hört nicht auf, ehe man ihn unterbricht.

Und obwohl er bereits so eine zerkrachte Existenz ist, ist er mir noch nicht kaputt genug.

Denn was genau ist denn eigentlich Wahnsinn?

1 Kommentar:

  1. Heh. Genau mein Thema. Was ich dazu jetzt nicht alles schreiben könnte ...
    Wahnsinn ist, was Geschichten ausmacht. Finde ich. Wahnsinn und Chaos halten alles zusammen. Irgendwie.
    Und ja, manch ein Charakter kann nie kaputt genug sein. Es geht immer noch ein bisschen mehr. Wahnsinn ist letztlich wandelbar, unförmig, nicht greifbar, demnach präsentiert er sich auch gerne immer wieder in neuen Gewändern.
    Klasse Bild, ürbigens. Selbstgezeichnet? Wenn ja: Neid! Die eigenen Charaktere zeichnen zu können stelle ich mir durchaus hilfreich vor. Man verliert ... sagen wir, man verliert gewisse äußere Merkmale nicht so schnell aus dem Auge.^^
    Wahnsinn, das ist, sich abends zehn Tafeln Milka reinzuziehen, in den Zuckerflash zu rutschen, irgendwelchen abgefuckten Fuckerscheiß zusammenzuschreiben und am nächsten Tag feststellen, dass die ganze beknackte (und definitiv NICHT jugendfreie) Rotze auch noch passt. Nicht im Sinne der Sinnhaftigkeit, aber sinnbildlich.
    ... Ich MAG dieses Bild ...

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