Samstag, 17. September 2011

Freunde

Ich habe mich hier einige Male ziemlich über F. ausgelassen. Vielleicht war ich nicht jedes Mal sehr gerecht, aber wenn man sich aufregt, ist man das selten. Ich möchte nur erwähnen, dass er auch ein sehr, sehr guter Freund sein kann. Genauso wie Luigi und all die anderen.

Da war ja gestern Abend diese Abschiedsparty, die F. organisierte und über deren Gäste ich nichts wusste (obwohl ich die meisten erahnte).

Da war ja letztes Wochenende das Amtsrock-Festival, wo Gomorrha gespielt haben, dessen Keyborder Manu ist. Manu, der von alldem, was ich ihm sagen will, keine Ahnung hat.

Als wir vom Amtsrock wegfuhren, ohne Manu auch nur Tschüss gesagt haben zu können, da war ich wirklich mies drauf. "Das war's.", dachte ich immer wieder.

Ich hab mir vorgestellt, dass es schön wäre, wenn Manu auch zur Abschiedsparty kommen würde (die gleichzeitig die vorgezogene Geburtstagsfeier ist, die in einer Woche stattgefunden hätte). Ich hab es nicht gewagt, diesen Gedanken wirklich weiterzuführen, hab nicht einmal hoffen wollen, dass Manu kommt, weil ich immer wusste: "Es wird einfach nichts mehr kommen, so einfach ist das, du hast nicht Tschüss sagen können, und du hast dich nie mit ihm einmal außerhalb vom Orchester und in Ruhe unterhalten können, nie, und das wird auch nicht mehr passieren, sieh es endlich ein."

Dann wurde gestern ein großer Überraschungsgast angekündigt, der anscheinend nicht wusste, wie genau er zu mir findet, weil F. ihm entgegen gegangen ist, um ihn hinzuführen. Er hatte vorher mit diesem Überraschungsgast noch telefoniert, sich verplappert und gerufen: "Hey, lasst Fleisch übrig, Manu hat Hunger!"

Das "Manu" hab ich da nicht wirklich verstanden, mehr erahnt. Hätte auch ein anderer Name sein können. F.s Freundin ruft: "F., du Idiot!", alle starren mich an, und ich denke: "Es kann nicht Manu sein. Der wohnt viel zu weit weg und ist so beschäftigt, dass er bestimmt nicht konnte, selbst, wenn Fabian ihn gefragt hätte, oder keine Lust gehabt hätte."
Also schaue ich etwas bedeppert ihn die erwartungsvollen und etwas erschrockenen Gesichter, frage: "Wer?", und allgemeines Aufatmen.
Es wäre viel zu schön gewesen, wenn es wirklich Manu gewesen wäre, denke ich in dem Moment ...

... und dann geht F. weg, dem Überraschungsgast entgegen, kommt einige Zeit später wieder, und neben ihm geht Manu einher.

In dem Augenblick ist meine Mimik erst einmal ein wenig eingefroren, glaube ich, aber innerlich lief es nach dem Motto ab: "Nicht wirklich. Das ist Wunschdenken. Irgendwo muss doch der Haken sein."

Nein. Kein Haken. F. hat Manu eingeladen, Manu hat zugesagt, Manu umarmt mich zur Begrüßung, ich fange an zu heulen vor Freude, er schenkt mir zehn Euro in Kleingeld (und hat auch mein Stativ mitfinanziert, wie ich später erfahre), und ... bleibt ziemlich lange.

Da war übrigens das Kleingeld drin:



Meine kleine Umzugskiste <3

Muss ich noch sagen, dass ich den ganzen Abend nicht von seiner Seite gewichen bin?

Und ja. Wir haben geredet. Endlich mal. Über Konzerte, Bands, über Leipzig und warum ich weg will, haben gealbert und getrunken und angestoßen. Wir hatten an diesem Abend Sternenhimmel und Mondschein, wir hatten blauen Himmel und Sonne, wir hatten ein großes Lagerfeuer, um das wir alle herumsaßen, wir haben Würste verkohlen lassen, Chips und Plastikgabeln und Marshmallows gegrillt, und Manu war da. Leider hatte er Pläne für den nächsten Tag und konnte nicht übernachten, blieb aber wirklich bis zum Schluss. Hat mich umarmt zum Abschied. Hat versprochen, wenn er in Leipzig oder Umgebung ist, kommt er vorbei. Hat sich meine E-Mail-Adresse geben lassen.

Und ich musste wieder heulen.

Ich hab ihm nichts gestanden, aber es war trotzdem einer der schönsten Abende meines Lebens. Freunde sind da, ein Lagerfeuer und Manu.

Ach ja:

Das große Geburtstagsgeschenk hab ich ja jetzt schon gekriegt - der gesamte Kumpelskreis hat für ein Stativ zusammengelegt. Ich weiß noch keine großen Details, nur, dass es ein sehr gutes ist. Luigi hat es bestellt, ohne zu wissen, wer dazu etwas beisteuert - quasi auf Risiko, sodass er im schlimmsten Falle eine Menge Geld losgeworden wäre. Es ist noch nicht da, aber ich hab ein Symbol dafür bekommen:




Das ist mein Stativ. Von allen Freunden, auch von Manu.

Heute Morgen musste ich schon wieder heulen, als die große Abschiedsszene kam. Aber trotzdem, auch, wenn ich alle Freunde hier in Rostock habe - in Leipzig habe ich auch zwei Freunde. Und ich will etwas von der Welt sehen, ich will raus, will selbstständig und frei sein. Manu konnte das verstehen, als ich ihm das gestern erzählte, und hat mich dazu ermutigt.

Und wenn ich Physik nicht schaffen sollte - in einem Jahr bin ich dann wieder da. Und dann kann ich immerhin sagen: "Ich habe es versucht. Es gibt nichts zu bereuen."

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