Dienstag, 3. Februar 2015

Hefezopf und Honigmilch

Es war im Sommer.

Ein Abend nach einem windigen Spätsommertag. Der Onkel sitzt noch immer auf dem Traktor, lässt Heuballen um Heuballen zurück, die Brotkrumen, denen die Kinder folgen. Die Kleinen schlafen längst, die großen jedoch treiben sich noch immer auf dem Feld herum. Stoppelkurz ist es jetzt, wo vorher noch ein unüberwindbarer grüner Ozean tobte, stoppelkurz und endlos. Die mittlere tanzt, tanzt, tanzt, die älteste steht im Wind wie ein Vogel, der ausruht, und der älteste tobt mit dem Hund - und sie alle schicken ihre Gedanken in den Sturm. Sie alle haben ihren eigenen Wind, auch der Hund, schwarz wie Schatten in der Nacht.

Und als die mittlere Tochter ins Bett gegangen ist, liegen die beiden Ältesten - Hefezopf und Honigmilch - noch nebeneinander, und sie beobachten Sterne, Satelliten, Flugzeuge, das Licht und die Abenddämmerung, die einen Kreis mit ihnen als Zentrum ziehen. Über ihnen ein Guckloch ins Universum, wo die Nacht am dunkelsten ist.

Und wusstest du schon, dass die Erde sich dreht?
Ich nicht.

Und dass jeder - fast jeder - dieser Sterne eine Sonne ist? Viele in eigenen Galaxien?
Ich nicht.

Und so liegen sie da im Gras. Wirst du jemals richtig wütend? Kannst du das? Sind ruhige Menschen nicht viel einfacher, viel umgänglicher? Sind sie nicht viel ehrlicher, ihre Enttäuschung ungleich schmerzhafter, weil sie immer mit einem Grund enttäuscht sein werden?

Und bist du nicht der beste, liebste Mensch auf Erden?

So rauschen die Bäume im Sturm, der von Bergen, einsamen Seen und Weite erzählt.

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